Neue Ära in der Kardiologie: Biologische Gefäßstütze
Das Treppensteigen funktioniert schon wieder deutlich besser und auch die Schmerzen im Brustbereich sind verschwunden. Kaum zu glauben, dass der innovative Eingriff bei dem Vlothoer, Rolf Stamminger, erst zwei Tage her ist. „Ich fühle mich enorm gestärkt. Ich merke richtig wie ich wieder Kraft habe und den Tag mit viel mehr Schwung angehen kann“, spricht der 54-Jährige und tritt noch einmal in die Pedale auf dem Ergometer. Dabei werden seine Herz-Kreislauffunktionen überprüft. Mit Hilfe dieser Nachuntersuchung geht Privatdozent Dr. Marcus Wiemer, der Chefarzt der Klinik fürKardiologie und Intensiv Medizin am Johannes Wesling Klinikum in Minden sicher, dass bei seinem Patienten alles in Ordnung ist.
Gefäßverengungen sind lebensgefährlich
Stamminger litt an einer krankhaften Verengung eines Herzkranzgefäßes. Das führte dazu, dass sein Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Blut und damit mit dem überlebensnotwenigen Sauerstoff versorgt wurde. Ein Herzinfarkt drohte. „Diese Verengungen der Blutgefäße, wie bei Herrn Stamminger, treten im Laufe der Jahre bei vielen Patienten auf“, erläutert Privatdozent Dr. Marcus Wiemer. „So ähnlich, wie eine Wasserleitung in der sich Kalk absetzt, gibt es Ablagerungen in den Koronargefäßen.“
Normalerweise wird in solchen Fällen einkleines Metallröhrchen, einsogenannter Stent gesetzt. Über die Hauptschlagader wird durch einen Katheterschlauch diese zusammengefaltete, sehr kleine Metallstütze an die Stelle vorgebracht, an der sich die Engstelle befindet. Das metallene Drahtgeflecht wird aufgedehnt. Damit wird auch das Blutgefäß geweitet. „Das ist die Standardtherapie, die wir sehr häufig und mit sehr guten Ergebnissen anwenden“, erklärt Wiemer. „Der Stent, bestehend aus einem speziellen Metall, verbleibt dauerhaft im Körper.“ Die jetzt bei Rolf Stamminger zum ersten Mal in Ostwestfalen-Lippe eingesetzte Gefäßstütze hat einen ganz entscheidenden zusätzlichen Vorteil: Sie löst sich langsam auf und ist nach zwei Jahren nicht mehr da. Für den Herzspezialisten Wiemer, der auch an der Entwicklung des neuen, vorübergehenden Implantat beteiligt war, der Vorgeschmack auf eine ganz neue Stufe der Kardiologie. „Bisher können wir diese neue Gefäßstütze nur bei sehr wenigen Patienten, mit einer speziellen Indikation einsetzen. Das kranke Gefäß und die Stütze müssen von der Größe genau zueinander passen. Meine Prognose ist aber, dass es in ein paar Jahren die Standardtherapie bei krankhaften Verengungen der Koronargefäße sein könnte.“
Modernste Technologie für das Patientenwohl
Die neue Gefäßstütze besteht aus einem speziellen, medikamentenbeschichteten Kunststoff. Das Medikament verhindert, dass vernarbtes Gewebe zurückbleibt. Die Stütze löst sich auf in die auch so im Blut vorhandenen Stoffe Kohlendioxid und Wasser. Nach etwa zwei Jahren bleibt nur eine stabilisierte und offene Arterie zurück. Neben sieben weiteren Herzzentren in Deutschland ist das Johannes Wesling Klinikum Minden die einzige Spezialklinik, in der das neue Verfahren angewandt wird. Rolf Stamminger hat nach dem Eingriff ein ganz neues Lebensgefühlt entwickeln können. „Erst jetzt merke ich, wie matt ich mich vorher gefühlt habe. Die volle Leistungsfähigkeit meines Herzens zurückzuhaben, ist einfach ein gutes Gefühl.“
Unsere Fotos: Oben - Privatdozent Dr. Marcus Wiemer, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Intensiv-Medizin am Johannes Wesling Klinikum in Minden ist sehr zufrieden mit seinem Patienten. Bereits zwei Tage nach dem revolutionären Eingriff geht es Rolf Stamminger wieder richtig gut.
Mitte - Mit bloßem Auge kaum erkennbar: Privatdozent Dr. Marcus Wiemer, Chefarzt der Klinik fürKardiologie und Intensiv Medizin am Johannes Wesling Klinikum in Minden hält die Zukunft der Kardiologie in den Händen.
Kaum erkennbar, aber mit ungeheurer Wirkung: Privatdozent Dr. Marcus Wiemer, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Intensiv-Medizin am Johannes Wesling Klinikum in Minden, zeigt dem Patienten Rolf Stamminger während einer Nachuntersuchung auf dem Ergometer die winzige Gefäßstütze. (Text: Steffen Ellerhoff - Unternehmenskommunikation/Marketing der Mühlenkreiskliniken / Fotos: MKK)