Welpe “Jamie” hilft beim Gesundwerden
„Ein Hund hat in seinem Leben nur ein Ziel – sein Herz zu verschenken.“ Dieser Satz stammt aus der Feder des britischen Schriftstellers Joe R. Ackerley. Philosophen, Ärzte und Schriftsteller haben sich mit der therapeutischen Wirkung von Hunden auf Menschen befasst und beschrieben die Seele des Hundes als den sechsten Sinn des Menschen. Das Medizinische Zentrum für Seelische Gesundheit (ZSG) am Krankenhaus Lübbecke-Rahden hat den therapeutischen Wert schon lange erkannt.
Seit dem Frühjahr 2007 ist die Beagle-Hündin „Flossi“ Therapiehund am ZSG und begleitet die Fachkrankenschwester für Psychiatrie und Stationsleiterin Margret Meyer an drei Tagen in der Woche bei ihrer Arbeit auf der Station. Nun gibt es einen neuen Mitarbeiter, den 13 Wochen jungen Australian Shepherd-Welpen Jamie.
Das in Schleswig-Holstein geborene Nordlicht ist seit Ende März zuhause bei Manuela Schwengel, Diplom-Sozialarbeiterin am ZSG. „Es ist einer meiner Lebensträume, gemeinsam mit einem Hund zu arbeiten. Ich bin begeisterte Hundebesitzerin und möchte all die schönen Erfahrungen, die ich bisher mit meinen Hunden sammeln durfte, weitergeben“, sagt Manuela Schwengel. Jetzt haben sich „Alt“ und „Jung“ zum ersten Mal getroffen und erste Erfahrungen ausgetauscht.
Ausbildung und Studium in Münster
Jamie wird nach seiner mehr als einjährigen Ausbildung zum Therapiehund am ZSG jene Patientinnen und Patienten unterstützen, die unter Angststörungen, Depressionen oder Demenz leiden. Vorher absolviert er jedoch noch mit seiner Besitzerin gemeinsam ein kleines Studium. Hierzu gehören für Jamie Wesenstest, Begleithundeprüfung und Therapiehundeausbildung. Dies findet alles in einer speziell dafür ausgewählten Einrichtung in Münster statt. Sogar ein eigener Hygieneplan ist für Jamie erstellt worden. „Bei dieser Ausbildung werden die Teilnehmer qualifiziert, ihren Hund richtig einzuschätzen und die Kenntnisse zu erlangen, die sie benötigen, um sie auf die therapeutische Arbeit im Klinikalltag vorzubereiten,“ sagt Mario Hartmann, Geschäftsführer des ZSG. „Es uns besonders wichtig, dass der Hund nicht instrumentalisiert, sondern als Individuum respektiert und akzeptiert wird. Seine Fähigkeiten und Grenzen werden bei uns anerkannt und beachtet. Für mich war nach der Anfrage von Frau Schwengel sofort klar, dass wir ihr alle Unterstützung zukommen lassen, die sie benötigt. Die Hunde sind für uns alle Bereicherung pur,“ berichtet Hartmann weiter.
Auch Prof. Dr. Udo Schneider, Chefarzt am ZSG, unterstützt diese Arbeit. „Wir haben mit Flossi als Therapiehund sehr gute Erfahrungen bei unseren Patienten gemacht. Nur durch die Anwesenheit des Hundes sind viele Patienten viel entspannter und befreiter,“ stellt der Mediziner fest. „Inzwischen ist es erwiesen, dass der Einsatz von Tieren in der therapeutischen Arbeit viele positive Einflüsse und große Wirkungen zeigt. Untersuchungen belegen, dass die Anwesenheit von Hunden die Stresshormone und den Blutdruck sinken lässt. Es fördert das emotionale Wohlbefinden und genau das brauchen unsere Patienten,“ berichtet Schneider weiter.
Welpenschule und Besuch am ZSG
Zunächst jedoch besucht Jamie die Welpenschule und schaut hin und wieder mit seiner stolzen Besitzerin in der Psychiatrischen Klinik vorbei. „Jamie mag es bereits jetzt, auf der Station zu sein. Die ersten positiven Kontakte hat es bereits gegeben,“ sagt Manuela Schwengel. „Eine Patientin hatte vor lauter Freude Tränen in den Augen, als sie Jamie sah. Das ist für mich ein Zeichen, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Bei all unserer Arbeit mit Menschen geht es doch immer darum, einen Unterschied im Leben eines anderen zu machen. Wenn ich dies mit meiner Arbeit und mit meinem Hund erreichen kann, dann macht mich das glücklich,“ betont die Diplom-Sozialarbeiterin. Die beiden Therapiehunde Flossi und Jamie sind bereit, ihr Herz an all jene zu verschenken, die offen sind für ehrliche und schöne Erfahrungen im Austausch miteinander. Sie bringen Lichtblicke in das Leben der Patienten am ZSG und tragen somit dazu bei, sich ein wenig besser auf ihrem Weg der Genesung zu fühlen. Unsere Fotos zeigen “Jamie” sowie Margret Meyer mit “Flossi” (links) und Manuela Schwengel mit “Jamie”. (Text: Ulrike Meyer auf der Heide – Mühlenkreiskliniken AöR / Fotos: MKK)