Ein Stück Kohle aus der Bronzezeit
Stemwede -
Freuen sich über das Ergebnis der Radiokarbondatierung und die touristische Aufwertung des Hügelgrabs: (v.li.) Friedbert Bohne (Ortsheimatpfleger Oppendorf), Friedhelm Kohlwes (Ortsheimatpfleger Westrup), Kirsten Halwe, Marcel Hahne (beide Tourismus Gemeinde Stemwede), Tobias Seeger (Gemeindeheimatpfleger), Sebastian Düvel, Dr. Sven Spiong (beide LWL), Bürgermeister Kai Abruszat, Detelf Tänzer (Naturpark Dümmer), Norbert Schmelz (Revierförster), Anne Flenker (Naturpark Dümmer) und Stephan Leonhardt (Ortsheimatpfleger Wehdem).
Die Stemweder Berge waren vor rund 3.500 Jahren ein Ort der Bestattung. Das Hügelgrab am Schlichten Brink ist ein noch heute sichtbarer Beleg dafür. Während Wissenschaftler das Grab seit jeher in die frühe Bronzezeit eingeordnet hatten, haben sie nun erstmals auch einen Beweis auf das tatsächliche Alter der Grabstätte gefunden. Bei einer Untersuchung des Grabhügels hatten Archäologen vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) im letzten Jahr ein Stück Holzkohle gefunden. Es belegt, dass das Hügelgrab in etwa um 1600 vor Christus angelegt wurde.
Bei einem Termin direkt am Hügelgrab auf dem Kamm der Stemweder Berge erläuterten LWL-Archäologe Dr. Sven Spiong sowie Sebastian Düvel, wissenschaftlicher Referent beim LWL, den Fund und die Ergebnisse. Im Frühjahr letzten Jahres wären an verschiedenen Stellen des Grabhügels Bohrungen durchgeführt worden. Dabei sei ein kleines Stück Holzkohle gefunden worden. Dieses wurde daraufhin in einem Speziallabor in den USA untersucht. Mittels der sogenannten Radiokarbondatierung konnte das Alter der Probe bestimmt werden. Die Holzkohle ist gut 3.500 Jahre alt.
Anhand von speziellen Luft- und Satellitenbildern zeigten die Wissenschaftler, dass im Wald, in unmittelbarer Nachbarschaft des Grabhügels, weitere Hügelgräber vermutet werden. „Diese minimalen Erhöhungen sind aber mit bloßem Auge nicht zu erkennen“, so Sebastian Düvel. Dr. Sven Spiong führte weiter aus, dass er davon ausgehe, dass es zahlreiche Grabstellen am Hang des Waldes gegeben hat und diese auch heute noch nachgewiesen werden könnten, wenn danach gesucht würde. „Für die Menschen damals dienten Erhöhungen wie die Stemweder Berge als Orientierung und als ideale Orte, ihre Angehörigen zu bestatten“, so der Archäologe. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sogar schon vor 6.000 Jahren Menschen im heutigen Stemwede gelebt haben.
Sebastian Düvel vom LWL (rote Jacke) erläuterte anhand von Luftbildern sowie der neuen Infotafeln am Hügelgrab, geschichtliche Details zum Grabhügel und dessen Umgebung.
Stemwedes Bürgermeister Kai Abruszat freute sich sehr über diesen bemerkenswerten Fund. „Das Hügelgrab ist ein besonderes Stück DNA der Stemweder Kulturgeschichte“, so Abruszat.
Er freue sich aber vor allem auch darüber, dass das Hügelgrab und das umliegende Areal in den letzten Jahren hergerichtet und zu einem touristischen Anlaufpunkt aufgewertet wurden. Der Gemeinderat hatte 2021 einen entsprechenden Beschluss gefasst. Daraufhin wurde das Projekt in Zusammenarbeit von Gemeindeverwaltung, LWL, dem Naturpark Dümmer sowie der Stemweder Heimatpflege umgesetzt. Die Gesamtkosten von rund 12.000 Euro wurden zur Hälfte aus Naturschutz-Fördermitteln finanziert.