Mühlenkreiskliniken warnen vor dem Pilzsammeln
Minden-Lübbecke -

Die Mühlenkreiskliniken warnen Pilzsammler eindringlich davor, Pilze zu sammeln, von denen man nicht mit absoluter Sicherheit weiß, dass diese auch essbar sind. Aktuell ist ein wichtiges Gegenmittel bei Knollenblätterpilzvergiftungen kaum lieferbar und wird dadurch nur in kleinen Mengen als Vorrat an Apotheken geliefert. Reicht dieser Vorrat nicht aus, kann die lebensrettende Behandlung dadurch im schlimmsten Fall erst Stunden später beginnen. In einem Fall am Universitätsklinikum Minden konnte jüngst eine Behandlung nur durch eine entsprechende Vorratshaltung und die beherzte Reaktion der Krankenhausapothekerin und der Medizinerinnen und Mediziner rechtzeitig starten.
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Der Knollenblätterpilz gilt als einer der gefährlichsten einheimischen Pilze überhaupt. Schon geringe Mengen können zu einer tödlichen Pilzvergiftung führen. Zudem ähnelt der Pilz dem beliebten Champignon. Das Gift des Knollenblätterpilzes greift die Leber an. Unbehandelt können schon kleine Dosen zu einem tödlichen Leberversagen führen. Das hochdosierte Medikament Legalon kann die Aufnahme des Giftes effektiv hemmen. Die Folge: weniger Gift wird aufgenommen und ein Leberversagen wird vermieden. Aus diesem Grund muss die Gegenbehandlung auch sehr schnell eingeleitet werden.
Normalerweise wird das lebensrettende Gegenmittel im Arznei-Notfall-Depot des Universitätsklinikums Minden in ausreichender Menge vorgehalten. In diesem Jahr ist das leider anders. „Der Hersteller hat uns mitgeteilt, dass aufgrund des Lieferengpasses Auslieferungen nur zentral im Notfall erfolgen. Das heißt, dass wir einen Patienten melden und dann unter Blaulicht das Medikament vom Zentrallager in Düsseldorf nach Minden gebracht wird. Dabei vergeht wertvolle Zeit, in der sich die Vergiftung ungehindert im Körper ausbreiten kann“, sagt die Apothekerin der Zentralapotheke der Mühlenkreiskliniken Dr. Blanka Patocskai.

In der vergangenen Woche konnte eine Notfallbehandlung bei einer Pilzvergiftung nur aufgrund einer beherzten Reaktion der Krankenhausapothekerin und der Medizinerinnen und Mediziner rechtzeitig eingeleitet werden. Ein Patient hatte starke Vergiftungserscheinungen. Ein schneller Therapiebeginn war zwingend erforderlich. Da sich zur gleichen Zeit eine ganze Familie nach einer Pilzvergiftung in stationärer Behandlung befand, waren neben dem Lagerbestand der Apotheke schon die Folgedosen des Medikamentes im Haus. So stand die gegebenenfalls lebensrettende erste Infusion mit dem Gegenmittel direkt zur Verfügung. Ein glücklicher Zufall, der aber nicht garantiert ist. „Wir haben alle Klinikapotheken in der Umgebung abtelefoniert. Niemand hatte das lebensrettende Medikament vorrätig. Durch die zentrale Verteilung aus Düsseldorf vergeht leider viel Zeit“, sagt Apothekerin Dr. Blanka Patocskai.
Pilzsammler sollten daher ausschließlich die Pilze essen, die sie mit absoluter Sicherheit bestimmen können. Gerade der Knollenblätterpilz führt immer wieder zu schweren und tödlich verlaufenden Vergiftungen. „Jeder Pilzsammler sollte wissen, dass das eigene Leben und das Leben der Familie von der Entscheidung abhängen. Erst recht, wo nun auch das Gegenmittel schwer verfügbar ist “, sagt Apothekerin Dr. Blanka Patocskai.
