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Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in der Altenpflege

Minden-Lübbecke -

Mischa Regenbrecht (Landesfachberatung gleichgeschlechtliche und trans_idente Lebensweisen in der offenen Senior*innenarbeit NRW), Hans-Joerg Deichholz (Kreis Minden-Lübbecke, Sozialdezernent), Katja Ewers (Kreis Minden-Lübbecke), Dr. Markus Schupp, Thomas Macher (Zentren für Pflegeberatung im Kreis Minden-Lübbecke), Klaus Marschall (Kreis Minden-Lübbecke). Foto: Mirjana Lenz/Kreis Minden-Lübbecke

Zu einem Fachaustausch über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in der Pflege und Betreuung älterer Menschen haben die Zentren für Pflegeberatung und das Sozialamt des Kreises ins Preußenmuseum in Minden eingeladen. Moderiert wurde der Fachaustausch von Mischa Regenbrecht von der Landesfachberatung gleichgeschlechtliche und transidente Lebensweisen in der offenen Seniorenarbeit NRW.

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Sozialdezernent Hans-Joerg Deichholz begrüßte die rund 25 Vertreter von Betreuungs- und Entlastungsdiensten, Pflegeeinrichtungen, Pflegekassen und Beratungsstellen aus dem gesamten Kreisgebiet und betonte, wie wichtig es ist, dass sich die Angebote der Altenpflege und –betreuung für die Belange von lesbischen, schwulen und transidenten Pflegebedürftigen sensibilisieren und öffnen. Auch für diese Menschen muss es möglich sein, angstfrei und ohne Diskriminierung oder Gewalt betreut und gepflegt zu werden. „Wir wollen im Kreis Minden-Lübbecke Betreuungs- und Pflegeangebote, in denen sich lesbische Frauen, schwule Männer und Transpersonen nicht verstecken müssen und wo ihnen mit Respekt begegnet wird“, so Deichholz.

Am Anfang seines Vortrags erläuterte der Pflegewissenschaftler Dr. Markus Schupp, dass viele Pflegeeinrichtungen noch immer davon ausgehen, dass keine schwulen, lesbischen oder transidenten Pflegebedürftigen bei ihnen leben. „Solche Menschen haben wir hier nicht“, sei eine häufige Antwort im Rahmen seiner Forschungsarbeiten gewesen, so Schupp. Mit Verweis auf den früheren § 175 Strafgesetzbuch, wonach homosexuelle Handlungen bestraft wurden, erklärte Schupp in Bezug auf homosexuelle Menschen und Transpersonen: „Es war ihr Job, sich zu verstecken, und das tun sie meistens auch als Pflegebedürftige noch, zum Beispiel, indem ihr Aufenthalt im Pflegeheim durch Rückzug bestimmt ist. Ein großer Angstfaktor dabei ist die Angst vor Mitbewohnern.“ In seinen weiteren Ausführungen hob Schupp die zentrale Bedeutung eines Klimas der Anerkennung in Einrichtungen und Diensten hervor, das unter anderem geprägt sein sollte von einer anerkennenden Sprache und einem Antidiskriminierungsmanagement. Ebenso bedeutsam ist die Berücksichtigung dieser Thematik in der pflegerischen Aus-, Fort- und Weiterbildung. In der sich anschließenden Diskussion ging es unter anderem um den ländlichen Raum gegenüber städtischen Gebieten. Dabei attestierte Schupp dem ländlichen Raum eine zunehmende Offenheit für die Thematik und die Bereitschaft, sich auf den Weg zu machen. Weiterhin ging es um Biografiearbeit, Besuchsdienste für homosexuelle Menschen und Transpersonen analog der „Grünen Damen“ in Krankenhäusern und die Verankerung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Leitbild von Einrichtungen und Diensten.

Am Ende des Fachaustauschs waren sich alle einig, dass es wünschenswert ist, die Themen „sexuelle Orientierung“ und „geschlechtliche Identität“ stärker in Angeboten der Pflege und Betreuung im Mühlenkreis zu berücksichtigen – so, wie es auch das Alten- und Pflegegesetz NRW vorsieht. Eine vertiefende Bearbeitung der Thematik findet am 22. November 2022 um 15 Uhr im Kreishaus statt. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich beim Kreis Minden-Lübbecke, Sozialamt, Klaus Marschall, Tel.: 0571 – 807 23640, E-Mail: k.marschall@minden-luebbecke.de.

Quelle und Foto: Kreis Minden-Lübbecke