Verbraucherzentrale hilft 5055 Mal
Minden-Lübbecke -

Die hohen Energiepreise und die gestiegene Inflation in Folge des russischen Angriffskrieges haben 2022 zu einer großen Belastung und Verunsicherung bei vielen Verbrauchern im Kreis Minden-Lübbecke geführt. Dies zeigte sich in einem wahren Ansturm auf die Beratungsstelle: Mehr als 5000 Ratsuchende wandten sich an die Verbraucherschützer und erhielten aktuelle Informationen und rechtliche Beratung. „Zusätzlich zur Pandemie haben wir ein Krisenjahr erlebt, das bei vielen Menschen bestehende Probleme verschärft und neue aufgetan hat“, so Christina Krüger, Leiterin der Beratungsstelle, bei der Vorstellung des Jahresberichts.
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Gasmangellage, Lieferstopps, massenhafte Preiserhöhungsschreiben der Energieversorger, Entlastungspakete – die oft nicht vorhersehbaren Entwicklungen und darauf folgenden Anfragewellen stellten auch die Beratungskräfte vor große Herausforderungen. „Mit laufenden Fortbildungen einerseits und der Weiterentwicklung digitaler Angebote andererseits konnten wir qualifiziert und zeitnah auf die vielfältigen Fragen und Sorgen eingehen“, berichteten die Umwelt- und Energierechtsberaterinnen Cornelia Franke-Röthemeyer und Anke Schiermeyer. Von laufend aktualisierten Informationen, Rechentools und interaktiven Musterbriefen auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW sowie der zentralen Hotline profitierten auch die Bürger des Kreises Minden-Lübbecke.
Rat zu Energierecht, Energiesparen und bei Zahlungsproblemen
Im Schnitt dreimal mehr als zuvor mussten die Haushalte 2022 für Gas bezahlen, für Strom etwa doppelt so viel. Nicht nur Menschen mit geringen Einkommen brachte das in finanzielle Nöte. Die Beratungsstelle gab Rat zur Rechtmäßigkeit von Preiserhöhungen, prüfte die Korrektheit von Abschlagsberechnungen, informierte zu möglichen Sozialleistungen und half bei drohenden Energiesperren durch die Versorger. Zugleich waren Informationen zum Energiesparen und zu Investitionen in energetische Sanierungen und erneuerbare Energien sehr gefragt.
Erfolgreich für die Ansprüche von Verbrauchern eingesetzt
Daneben beschäftigten die Beratungskräfte die ohnehin bestehenden Probleme der Verbraucher:innen etwa mit untergeschobenen Verträgen, Fakeshops im Internet, betrügerischen Inkassoschreiben sowie Ärger mit Reiseanbietern oder Telekommunikationsunternehmen. Bei rund 1970 Rechtsberatungen und -vertretungen haben sich die Verbraucherschützer zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt.
Krisenzeit sorgt für Lieferengpässe und ruft Betrüger auf den Plan
Ob E-Bikes, elektronische Geräte oder Möbel: Die weltweit gestörten Lieferketten führten im vergangenen Jahr zu teils langen Wartezeiten auf bestellte Waren. „Vor allem, wenn schon Vorkasse geleistet wurde, war der Frust groß“, berichteten die Verbraucherberaterinnen Friederike Schulte-Tenkhoff und Ute Schürmann. Sie halfen mit Informationen rund um das Kaufrecht und gegebenenfalls auch dabei, von Verträgen zurückzutreten und bereits überwiesenes Geld zurückzuholen.
Dass manche Dinge knapp, begehrt oder in seriösen Shops gar nicht zu haben waren, rief auch vermehrt betrügerische Internetanbieter auf den Plan. In den täuschend echt aussehenden Fakeshops gab es Brennholz, Generatoren und Solaranlagen, aber auch Gaming-Zubehör oder Haushaltsgeräte zu scheinbar unschlagbaren Preisen. „Wer hereingefallen war und Vorkasse geleistet hatte, sah sein Geld in der Regel nicht wieder und konnte nur Anzeige erstatten. Mit dem Online-Tool Fakeshop-Finder hat die Verbraucherzentrale 2022 aber ein nützliches Werkzeug geschaffen, um vorab die Seriosität von Shops zu prüfen“, so die Verbraucherberaterin Ute Schürmann.
Photovoltaik, Wärmepumpe oder Strom vom Balkon?
Die Energiepreiskrise und die daraus resultierenden Verunsicherungen bestimmten die immens hohe Informationsnachfrage. Wie kann ich meinen Energieverbrauch senken? Welche Heizung ist die richtige? Ist Photovoltaik, eine Wärmepumpe oder eine Kombination von beidem die richtige Wahl? Welche Fördermittel gibt es? Auf solche Fragen gab die Energieberatung in zahlreichen Vorträgen, Online-Seminaren und an Infoständen Auskunft. Auch Mieter erhielten Tipps, wie sie die steigenden Kosten im Blick behalten und selbst aktiv werden können – etwa durch einfache Spar- und Effizienzmaßnahmen oder eigene Stromerzeugung durch Stecker-Solargeräte. Energieberaterin Kerstin Pahnke: „In fast jedem Haushalt verstecken sich Einsparpotenziale, die es aufzudecken und zu nutzen gilt. Das nützt dem eigenen Geldbeutel, aber auch dem Klima.
Umweltschutz im Alltag: Faire Klamotten und weniger Plastikmüll
Die Umweltberatung hat auch 2022 vielfältige Anregungen für einen nachhaltigen Alltag gegeben. Informativ und praktisch erfuhren die Minden-Lübbecker beispielsweise, wie sie Plastikmüll im Bad vermeiden können. Auszubildende und zwei Lehrer:innen vom Ludwig-Steil-Hof in Espelkamp stellten sich als Testpersonen zur Verfügung und berichteten über ihre Erfahrungen mit festen Shampoobars, die alleine zwei bis drei Kunststoffflaschen ersetzen können. „Kleidung nachhaltig nutzen“ lautete das Motto zur Fairen Woche und auch zur Woche der Abfallvermeidung. Und um „vergessene Schätze“, die in jedem Haushalt schlummern, ging es bei der gleichnamigen Aktion, die auf Möglichkeiten aufmerksam machte, den Ressourcenverbrauch durch Teilen, Tauschen und Reparieren zu verringern. Diese Themenfelder wurden auch bei den Holz- und Ressourcentage auf der Pohlsche Heide im Rahmen der Aktion Glückstaten aufgegriffen, so Umweltberaterin Sabrina Nerge.
Schule gemacht
Mit acht unterschiedlichen Themen war die Verbraucherzentrale mit dem Projekt "Wirtschaftlicher Verbraucherschutz" in Schulen im gesamten Kreisgebiet unterwegs um junge Menschen fit zu machen für den Verbraucheralltag. Bei den Workshops ging es darum das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen und das zur Verfügung stehende Budget richtig einzuteilen. Aber auch darum, welche Versicherungen man zum Berufsstart braucht, und wie man bereits in jungen Jahren mit dem Aufbau einer Altersvorsorge beginnen kann sind Themen die beim Durchstarten in die Selbständigkeit bedacht werden wollen.
Wechsel der Leitung der Beratungsstelle
Mit dem Jahreswechsel 2022/2023 verabschiedete sich Frau Ulla Thielemann nach mehr als vierzig Jahren in Ihren wohlverdienten Ruhestand. Ihr Verdienst ist die Etablierung und der Ausbau der Verbraucherberatung in Minden und im Kreis Minden-Lübbecke. Neue Beratungsstellenleiterin ist seit dem 01.01.2023 Christina Krüger. „Ich freue mich auf auf die neue Aufgabe, die Arbeit mit den Verbrauchern sowie die Vernetzung in Minden und im Kreisgebiet. Das Team der Beratungsstelle in Minden wird auch in Zukunft eine verläßliche Anlaufstelle sein. Ich bin zuversichtlich, das wir die aktuellen Herausforderungen - wie beispielsweise die Energiepreiskrise- und auch zukünftige erfolgreich meistern werden“ sagte Christina Krüger.
Weiterführende Links:
www.verbraucherzentrale.nrw/minden-jahresbericht2022
